Die Zukunft des Sportfachhandels – 6 zentrale Thesen & 7 konkrete Handlungsempfehlungen für Sporthändler

In einem aktuellen Fach-Podcast zur „Zukunft des Einkaufens“ wurden wichtige Erkenntnisse zur Zukunft des Sporthandels und den sich abzeichnenden Trends diskutiert. Christina Käßhöfer, Markenexpertin und Kennerin der deutschen Handelslandschaft, und Podcast-Host Marilyn Repp beleuchten die sich wandelnden Verhaltensweisen von Sport-Konsumentinnen und die gegenwärtigen Herausforderungen und Chancen für Händler, Brands und digitale Plattformen im Sportmarkt.

Hier sind die sechs zentralen Thesen aus dem Gespräch:

  • Gesundheitsbewusstsein als treibende Kraft: Die schwierige Wirtschaftslage und allgemeine Verunsicherung geht Hand in Hand mit einem wachsenden, gesellschaftlichen Bewusstsein rund um die eigene Gesundheit. Sport und Bewegung in der Natur ist für viele Menschen ein wichtiger Ausgleich zum stressigen Alltag. Gerade Frauen praktizieren zunehmend Sport, um fit und gesund bis ins hohe Alter zu bleiben und Zeit für sich zu haben.
  • Bedarf an individueller Beratung und Information wächst: Funktionalität, Qualität und Passform bleiben weiterhin wichtige Kaufkriterien beim Kauf von Sportprodukten. Entscheidend aber vor allem für Frauen ist eine persönliche Beratung, die auf ihre Bedürfnisse eingeht und ihnen hilft, das für sie optimale Produkt auszuwählen. Um Anwendungsmöglichkeiten und Produkt-Vorteile besser zu verstehen, wünschen sich viele mehr detaillierte Informationen, online wie im Stationärhandel.
  • Niedrige Einstiegshürden für neue Sportarten: Viele Konsument*innen haben Lust, neue Sportarten auszuprobieren. Insbesondere in Zeiten von Kaufzurückhaltung sind niedrige Einstiegshürden wie Test- und Leihmöglichkeiten entscheidend. Trend Sportarten wie Trailrunning, MTB und Padel Tennis stehen oben auf der Wunschliste und bieten Potentiale für den Handel.
  • Community-Erlebnisse als Schlüssel zum Erfolg: Frauen suchen nach Gemeinschaftserlebnissen und Events mit Gleichgesinnten, um Produkte einfach ausprobieren zu können und sich begeistern zu lassen. Unternehmen wie Nike und lululemon setzen erfolgreich auf die Aktivierung von Communities mit positiven Erlebnissen, die verbinden und im Kopf bleiben.
  • Athleisure als Synonym für Vielseitigkeit: Neben Performance Aspekten wünschen sich viele Verbraucher*innen multifunktionale Produkte, die für verschiedene Sportaktivitäten verwendet werden können und somit einen bewussteren Konsum fördern. Athleisure Produkte haben es vorgemacht, Sneaker ebenso. Nun folgen weitere Produktinnovationen für Cross-overs zwischen Sport und Freizeit.
  • Holistischer Kaufprozess bei Frauen: Anders als männliche Konsumenten berücksichtigen Frauen eine Vielzahl von Faktoren bei ihrer Kaufentscheidung. Dazu zählen Einflussfaktoren wie der emotionale Mehrwert, die Beratungsleistung, das persönliches Wohlbefinden beim Kauf, Motivationsgründe, Sport zu treiben und ein persönliches Einkaufsbudget.

Umsetzung in die Praxis: 7 konkrete Handlungsanweisungen für den Sporthandel

  1. Suchen Sie sich eine Nische: Konzentrieren Sie sich auf spezialisierte Produktgruppen und bieten Sie eine einzigartige Beratungserfahrung an. Der individuelle Serviceaspekt sollte auf Ihre Produktgruppenkompetenzen einzahlen. Sportspezialisten ‚Laufbar‘ und ‚Lauf Lunge‘ zeigen, wie erfolgreich eine Fokussierung auf eine bestimmte Sport-Zielgruppe sein kann.
  2. Differenzierte Sortimentspolitik: Bieten Sie verschiedene Eckpreislagen an und decken Sie unterschiedliche Bedürfnisse Ihrer Kundengruppen ab (von Sporteinstieg bis professional Trainings). Vermeiden Sie eine reine Preispositionierung und setzen Sie stattdessen auf individuelle Produkt- und Beratungskompetenz. Insbesondere bei Händler mit größeren Sportflächen ist die Kuration von Brands und Sortimenten entscheidender Differenzierungsfaktor.
  3. Erweitern Sie Ihr Produktangebot: Sport und Fitness sind nur zwei Aspekte für einen sorgsamen Umgang mit dem eigenen Körper. Mental Health, Schlaf, Ernährung, Achtsamkeit und Prävention vor Krankheiten sind Teil eines holistischen Gesundheitsansatzes. Fragen Sie sich: Welche Produktangebote und -services wünschen sich eine zunehmend gesundheitsbewusste und älter werdende Gesellschaft?
  4. Community-Building: Verbinden Sie sich mit aktiven Sport-Communities am Standort, um potentielle Hobbysportler, Trainer und Athleten langfristig an Ihr Unternehmen zu binden. Ob als Käufer oder Mitarbeitende. Ganzjährig Events, Lauftreffs und verbindende Gemeinschaftserlebnisse für verschiedene Leistungsebenen, bei denen Produkte und neue Sportarten easy getestet werden können, stärken das Gemeinschaftsgefühl..
  5. Investieren Sie in Mitarbeitende: Die Suche nach Mitarbeitenden für den Sporthandel ist schwer. Testen Sie neue Wege, um Mitarbeitende zu finden, die Ihre Begeisterung für den Sport teilen. Ob Personal Trainer, Gesundheitscoach oder engagierter Athlet, sicherlich gibt es in Ihrem regionalen Einzugsgebiet sportbegeisterte Gleichgesinnte. Die Möglichkeit, Produkt Innovationen als eine*r der ersten testen zu können, motiviert Sportbegeisterte. Nutzen Sie das!
  6. Schaffen Sie einzigartige Kundenerlebnisse: Überlegen Sie, wie Sie Ihr Geschäft zu einem Ort des Erlebens machen können, der über den reinen Einkauf hinausgeht. Und das öfters als 1-2 Mal pro Jahr. Denken Sie bei abnehmender Marken- und Einkaufsstättentreue über eine ganzjährige Aktivierung mit verschiedenen Aktionen mit Mehrwert. Kunden brauchen einen (emotionalen) Grund, um wieder zu kommen.
  7. Erweitern Sie Ihre Umsatzchancen: Erwägen Sie neue Monetarisierungsmodelle und Partnerschaften, zum Beispiel mit digitalen Apps wie Strava oder regionalen Partnern (von Ärzten bis Gesundheits-Einrichtungen). Schaffen Sie neue Erlöschancen durch ergänzende Services wie Gesundheitschecks vor Ort, Vitamin-Injektionen, den Verkauf von At-Home Selbsttests für Nahrungsunverträglichkeiten, oder eine Mental Health Sprechstunde. Kund*innen sind zunehmend bereit für ihre Gesundheit mehr Geld auszugeben!

Hören Sie selbst rein in die aktuelle Podcast-Folge! Hier geht’s weiter.

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